Braunschweig

Nachricht oder Haltung? Jörg Quoos und Anja Reschke diskutieren mit Lesern der Braunschweiger Zeitung über den heutigen Journalismus

BRAUNSCHWEIG / ESSEN, 14.11.2017. Worauf kommt es im Journalismus heute an, Nachricht oder Haltung? Über diese Frage haben am Montagabend im BZV Medienhaus in Braunschweig Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion Berlin, und Anja Reschke, Leiterin des Ressorts Innenpolitik des NDR, gemeinsam mit den Lesern der Braunschweiger Zeitung bei einem Leserforum diskutiert.

 

„Nachrichten beinhalten ganz oft schon eine Haltung", sagte Anja Reschke. Die durch die Paradise Papers enthüllten Steuertricks etwa seien nur deshalb relevant, weil diese Tricksereien von der Mehrheit der Menschen abgelehnt und verurteilt würden – und von den Journalisten dementsprechend eingeordnet wurden. „Man hätte ja auch schreiben können: Erfahren Sie noch mehr über Orte, an denen Sie Steuern sparen können.“ Totale Objektivität, so Reschke, könne es sowieso nicht geben. „Aber wir müssen uns bemühen, der Wahrheit nahezukommen.“

Verschiedene Sichtweisen auf dieselbe Sache – das sei auch ein Ausdruck von Medienvielfalt, erklärte Jörg Quoos. Gerade auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszuzugs im Jahr 2015 habe diese Vielfalt manchmal zu wenig stattgefunden. „Im Nachhinein müssen wir anerkennen, dass wir hier Fehler gemacht, zu einseitig berichtet haben.“ Neutralen Journalismus gebe es nicht – „wir können uns nur bemühen, faktenbasiert zu arbeiten und unsere Arbeitsweisen kontinuierlich zu reflektieren.“

Die Leser der Braunschweiger Zeitung beteiligten sich intensiv an der Diskussion. Viel Lob gab es für die Haltung von Anja Reschke, die sie in einem vielverbreiteten Tagesschaukommentar im Jahr 2015 deutlich gemacht hat. Als Grundlage für diese Haltung führte Anja Reschke das Grundgesetz an: „Das ist der Rahmen, in dem ich mich bewege, an den ich mich halte und den ich durch meine Arbeit auch verteidige.“ Jörg Quoos stimmte uneingeschränkt zu.

Armin Maus, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, und Claudia Gorille, Vorsitzende des Braunschweiger Presseclubs, moderierten die Diskussion vor rund 240 Zuhörern.